Meine Bemerkungen richten sich auf die Frage, ob man Scientology gemäß den Kriterien, die gewöhnlich von Sozialwissenschaftlern verwendet werden, die sich auf die Analyse religiöser Phänomene spezialisieren, als Religion definieren würde.

Es gibt eine große Vielfalt an Begriffsbestimmungen und Definitionen von Religion, die von Sozialwissenschaftlern verwendet werden. Die Wahl der Begriffsbestimmung und Definition reflektiert sowohl eine enorme Vielfältigkeit der zugrunde liegenden Annahmen über die Natur sozialer Wirklichkeit als auch Unterschiede im Zweck der Begriffsbestimmung oder Definition von Religion. Angesichts des im Allgemeinen instrumentalisierten Charakters (im Unterschied zum einschätzenden oder bewertenden Charakter) des sozialwissenschaftlichen Verständnisses ist es nicht überraschend, dass Konzepte und Definitionen nicht unter dem Aspekt ihrer Wahrheit oder Unwahrheit beurteilt werden, sondern vielmehr im Hinblick auf ihre relative Nützlichkeit. Der hauptsächliche Maßstab für die Nützlichkeit konkurrierender Definitionen und Begriffsbestimmungen ist insbesondere, inwieweit sie ein gegebenes Phänomen deutlich von anderen Phänomenen in einer Weise abheben können, dass die Unterscheidung bewiesenermaßen bedeutende Tatsachen über diese Phänomene enthüllt.

Definitionen1 können demzufolge je nach den gegebenen Zwecken variieren, aber dies heißt nicht, dass hier totale Relativität oder Anarchie vorliegt. Es gibt zwei breitgefasste Arten von Definitionen für Religion, die unter Psychologen, Soziologen und Anthropologen in Gebrauch sind: funktionalistische und substanzielle. Innerhalb eines jeden Typus gibt es weitere Untertypen. Ich werde argumentieren, dass ich — auf der Basis von persönlichen Kontakten mit Scientologen und dem wissenschaftlichen Studium der Lehren, Praktiken, Organisation und Auswirkungen der Scientology auf das Leben ihrer Anhänger — der Ansicht bin, dass es nützlicher ist, Scientology als eine Religion zu definieren, anstatt als irgendeine andere Art von Unternehmung.

1 Aus stilistischen Gründen erwähne ich nicht weiter den Ausdruck „Begriffsbestimmung“, aber er stellt einen trennbaren analytischen Prozess dar, der gewöhnlich dem Prozess der Definition von Phänomenen vorausgeht.

I. Funktionalistische Definitionen
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